Nach zwei Jahren mit Online-Veranstaltungen war es endlich wieder soweit: Rund 300 Studierende und Alumni sowie Vertreter*innen von 32 Unternehmen aus der Immobilienbranche trafen sich vor Ort am HAWK-Standort Holzminden zum Personalmanagement-Kongress „Practice meets Campus“.
Die Keynote zum Thema „Praktische Umsetzung der Nachhaltigkeit bei Gebäuden und Portfolien“ hielt Dr.-Ing. Boris Mahler, Sachverständiger für Wärme- und Schallschutz und Geschäftsführender Gesellschafter der EGS-plan Ingenieurgesellschaft für Energie-, Gebäude- und Solartechnik. Prof. Dr. Matthias Weppler, Dekan der Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen, und Initiatorin Prof. Dr. Susanne Ertle-Straub hießen die Teilnehmenden im Lichthof im HAWK-Gebäude Haarmannplatz willkommen.
Er sei froh und dankbar, die Studierenden, Alumni und Unternehmensvertreter*innen nach langer Zeit wieder in Präsenz begrüßen zu dürfen, erklärte Weppler in seiner Begrüßung und richtete sich an die anwesenden Studierenden: „‚Practice meets Campus‘ ist ein Musterbeispiel für Netzwerkarbeit – das was Sie in den kommenden Jahren prägen wird.“
In seiner Keynote gab Dr. Boris Mahler einen Überblick über verschiedene Faktoren, die nachhaltiges Bauen ausmachen. Mit seinem Unternehmen EGS-plan entwickelt er energieeffiziente und klimaneutrale Gebäude und Quartiere und konnte so direkt aus der Praxis und mit vielfältigen Beispielen berichten. „Nachhaltigkeit bedeutet für mich in erster Linie, breit zu denken, verschiedene Aspekte zu berücksichtigen und nicht nur den momentanen Zustand anzuschauen“, erklärte Mahler. Darum sollten Fachkräfte bei der Projektentwicklung nicht nur die Nachhaltigkeit im Sinne des Klimaschutzes, sondern auch finanzielle und soziale Aspekte über einen langen Zeitraum betrachten.
Bezogen auf klimaneutrales Bauen müsse der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes mitbedacht werden – von der Herstellung über die Nutzung und Erneuerung bis hin zum Rückbau und Recycling.
Bei einem Neubau gelte es dabei, unbedingt auch die sogenannte „graue Emission“ mit einzukalkulieren. Diese würde beispielsweise bei der Herstellung der verwendeten Materialien anfallen. Besonders Beton und Bewehrungsstahl fielen durch ihre schlechte CO2-Bilanz auf. Alternativen seien in der Leichtbauweise, in Holzkonstruktionen und alternativen Bewehrungen zu finden. Auch bei der Dämmung und bei Fenstern könne auf nachhaltige Materialien zurückgegriffen werden.
Als Beispiel für die nachhaltige Energieversorgung eines Neubaus stellte Mahler das Aktiv-Stadthaus in Frankfurt vor. Neben Photovoltaikanlagen auf dem Pultdach und den Fassaden nutze das Gebäude über einen Wärmetauscher die Wärme eines nahegelegenen Abwasserkanals zum Heizen. Dazu erhielten die Bewohner*innen ein ständiges Feedback zu ihrem Energieverbrauch.
Doch auch wenn es bereits viele Möglichkeiten gebe, nachhaltig und energiesparend zu bauen, bleibe die Sanierung von Altbauten aufgrund der Einsparung bei den grauen Emissionen meist die klimaschonendere Alternative. Denn selbst im Vergleich zu einem unsanierten Altbau stehe ein Neubau, der den Vorgaben des aktuellen Gebäudeenergiegesetzes entspreche, auch nach 30 Jahren in seiner CO2-Bilanz noch schlechter da. Entsprechend fiel Mahlers Fazit zu einem ganzheitlichen Ansatz im nachhaltigen Bauen aus: „Wir müssen uns verstärkt um das Thema Sanierung kümmern und wir müssen heute schon klimaneutral bauen.“ Aktuelle Vorgaben zur Energieeffizienz würden nicht ausreichen, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Daneben müsse sich der Ausbau im Bereich Photovoltaik beschleunigen. Besonders bei der Entwicklung ganzer Quartiere gebe es zudem große Potenziale, beispielsweise durch die Einrichtung von Energiezentralen oder durch die Nutzung von Abwärme aus Gewerbebetrieben.
Für die Studierenden folgte am Nachmittag das nächste Highlight von „Practice meets Campus“: In Vorträgen und an Ständen im Lichthof stellten sich die Unternehmen vor – eine ideale Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen und potenzielle Arbeitgeber*innen näher kennenzulernen. Dieses Konzept findet auch bei den Unternehmensvertreter*innen großen Anklang. Katja Freese vom Immobiliendienstleister ECE war bereits mehrmals in Holzminden dabei und konnte gute Erfahrungen sammeln: „Wir haben schon mehrere Absolvent*innen der HAWK eingestellt und sind von der Ausbildung hier sehr überzeugt.“
Unter den Unternehmensvertreter*innen finden sich auch einige Absolvent*innen der HAWK. Felix Wiesemann hat 2018 seinen Masterabschluss in Immobilienmanagement gemacht und ist nun für das Maklerunternehmen Lührmann an seinen ehemaligen Studienort zurückgekehrt. „Ich komme immer wieder gerne hier hin“, betont er. „‚Practice meets Campus‘ fand ich schon als Student total spannend.“ Durch die Veranstaltung sei ihm auch die Firma Lührmann nach dem Studium bereits bekannt gewesen. Das habe ihm die Entscheidung für seinen Arbeitgeber erleichtert.
Genau diese direkten Kontakte zwischen Studierenden und Unternehmen seien das Besondere bei „Practice meets Campus“, findet Prof. Dr. Susanne Ertle-Straub: „Dieser Dialog kann so nur in Präsenz und nicht online stattfinden.“