Roll-Out im PS.SPEICHER: Blue Flash präsentiert neuen Elektrorennwagen Das Formula-Student-Team der HAWK vom Standort Göttingen hat im PS.SPEICHER in Einbeck den selbst produzierten Elektrorennwagen E_HAWK22 präsentiert. Das Roll-Out fand am 17. Mai im Ambiente der PS.-Halle des Erlebnis-Museums statt. Besondere Neuerung bei der Konstruktion ist in diesem Jahr der Bereich „driverless“, also autonomes Fahren.
Vor rund 300 geladenen Gästen - Sponsoren von Blue Flash sowie Hochschulangehörigen der HAWK – sprachen Dr. Marc Hudy, Präsident der HAWK, sowie Prof. Dr. Thomas Linkugel von der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit sowie Sponsoren. Lothar Meyer-Mertel, Geschäftsführer des PS.SPEICHERS und bereits zum zweiten Mal Unterstützer für den Blue-Flash-Rollout, wünschte dem Formula-Student-Team alles Gute für die anstehenden Wettbewerbe. Peter Vervoort, Vice President Process Development and Technology bei der Onejoon GmbH, sprach für den Hauptsponsor über die hervorragende Produktentwicklung von Blue Flash.
„Das Team Blue Flash und wie es arbeitet, ist ein schönes Beispiel dafür, was die Hochschule ausmacht“, sagte Präsident Hudy in seiner Rede und hob die Leitbegriffe der Hochschule hervor: Interdisziplinär, praxisorientiert und regional vernetzt. „Gerade in leitenden Positionen im Ingenieurberuf ist es später wichtig zu wissen, was Praxis bedeutet und wie man sich in praxisorientierte Teams hineinversetzt. Ein besseres Training für den späteren Job kann man gar nicht haben.“ Zudem seien die bereits fertigen Fahrzeuge gern gesehene Ausstellungsobjekte, die auf Messen und Veranstaltungen Studieninteressierte oder deren Eltern anlocken und die Praxisorientierung der HAWK hervorragend veranschaulichen.
Prof. Dr. Thomas Linkugel illustrierte die Herausforderungen, die mit der neuen Wettbewerbsdisziplin „Autonomes Fahren“ auf das Team zukamen: „Das gesamte Konzept des Fahrzeugs musste komplett ‚auf links gedreht‘ werden, um die Anforderungen von ‚driverless‘ zu erfüllen“, so Linkugel, der das Team von Fakultätsseite aus begleitet und unterstützt. Er attestierte dem Team bei vielen schwierigen und emotionalen Entscheidungen große Teamfähigkeit, Professionalität und Fingerspitzengefühl, um am Ende mit dem E_HAWK22 „driverless-ready“ zu sein.
Im Zuge des internationalen Konstruktionswettbewerbs „Formula Student“ konstruiert und fertigt das Hochschulteam einmal pro Jahr einen Elektrorennwagen. Mit diesem sogenannten E_HAWK tritt Blue Flash in der Kategorie der elektrisch betriebenen Fahrzeuge an. Zusätzlich partizipiert das Team der HAWK diese Saison erstmals im Bereich des autonomen Fahrens.
„Neben der Förderung von Nachwuchsingenieur*innen stellt Blue Flash ebenfalls eine Unternehmenssimulation dar,“ sagt Jonas Antonczyk, Teamleiter des Formula-Student-Teams. Das 2015 ins Leben gerufene Team biete inzwischen 45 Studierenden der HAWK und Georg-August-Universität aus Göttingen die Möglichkeit, weit über das Studium hinaus das eigene Wissen zu vertiefen und anzuwenden.
Unter den Teilnehmenden sind die Studiengänge Präzisionsmaschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen und Elektro- und Informationstechnik am stärksten vertreten. „In den arbeitsintensiven Wochen fertigte das Team mit vollem Einsatz das Fahrzeug“, so Antonczyk. Herausforderungen stellten in den letzten Monaten Lieferengpässe dar. Diese kompensierte das Team aber erfolgreich und bewies dabei beeindruckende Flexibilität und Durchhaltevermögen.
„Bei einem Wettkampf der Formula Student geht es nicht ausschließlich darum, als erstes über die Ziellinie zu fahren“, erklärt Henri Wurthmann, Pressesprecher von Blue Flash. Das Team trete auf den Wettkämpfen in sogenannten dynamischen Disziplinen an. „So werden Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit, Fahrverhalten in Kurven, Zuverlässigkeit auf einer längeren Strecke und die allgemeine Energieeffizienz des Fahrzeugs separat getestet“, führt Wurthmann weiter aus. Das Team qualifizierte sich bereits für die beiden Wettkämpfe in Deutschland und den Niederlanden und steht für den Wettkampf in Spanien, der später im Jahr stattfindet, auf der Warteliste. Bis zu den Wettkämpfen gebe es trotz des fertigen Fahrzeugs noch viel zu tun, so Wurthmann. „Die Fahrenden zu trainieren und das Fahrzeug zu testen und weiter zu optimieren steht jetzt auf dem Programm.“
Um auf den Wettbewerben konkurrenzfähig zu sein, präsentiert Blue Flash einen im Vergleich zu den Vorjahren optimierten Rennwagen. „Insgesamt konnten wir die Anpassungen der letzten Saison so umsetzten, dass unser Fahrzeug jetzt deutlich leistungsfähiger fährt“, erläutert Jan Rehbein, technischer Leiter der Mechanik bei Blue Flash: „Unser Fahrzeug zeigt in diesem Jahr eine entscheidende Weiterentwicklung in den Bereichen Fahrwerk und Rahmen.“ Der Stahlgitterrohrrahmen sei aufgrund einer verbesserten Konstruktion steifer und somit stabiler geworden. Ein neues Dämpfersystem ermögliche dem Team eine Optimierung unterschiedlicher Fahrzeugbewegungen. Verschiedene Fahrzustände - wie Beschleunigung oder Abbremsen - könnten so mechanisch voneinander unabhängig geregelt werden. „So haben wir insgesamt optimale Traktion und bessere Rundenzeiten“, so Rehbein weiter.
„Allgemein ist das Ziel, an die Erfolge der vergangenen Saison anzuknüpfen,“ sagt Florian Resech, technischer Direktor von Blue Flash. Es gehe darum, sich stets zu verbessern und das Grundgerüst für eine zukunftsfähige Entwicklung zu schaffen – auch im Bereich des autonomen Fahrens.
Dabei seien die Herausforderungen völlig andere als die in der Automobilindustrie. „Autonome PKW müssen den komplexen Straßenverkehr bewältigen. Dabei kommt es vor allem auf das Zusammenspiel der einzelnen Verkehrsteilnehmer untereinander an“, erklärt Resech. „Auf der Rennstrecke eines Formula Student Wettkampfes befinden sich nach Regelwerk weder andere Personen noch Fahrzeuge.“ Stattdessen bestehe die Herausforderungen darin, einen Rennwagen automatisch an seinem physikalischen Limit fahren zu lassen.
Wie genau das aussieht, weiß Thomas Sterges, technischer Leiter für den Bereich Driverless bei Blue Flash: „Da das autonome System den Menschen ersetzt, ergeben sich Aufgaben, die in drei Kategorien eingeteilt werden können.“ Im ersten Schritt gehe es darum, dass das Fahrzeug die Strecke sowie den eigenen Zustand erfasst. Dafür wird vom Formula Student Team der HAWK ein Laserscanner eingesetzt, mit dessen Hilfe die Position des E_HAWK22 auf der Strecke zentimetergenau bestimmt werden könne.
Anschließend nutze das System die zur Verfügung gestellten Informationen zur Streckenplanung. Zuletzt müsse dem Computer das Steuern des Fahrzeugs ermöglicht werden. „Dafür haben wir einen Elektromotor in die Lenkung und den Bremskreislauf integriert“, so Sterges. „Nun, da der E_HAWK22 manuell fahrbereit ist, freuen wir uns darauf, das autonome System einzubauen und die Simulation Realität werden zu lassen.“
Gewicht | 195 kg |
Leistung | 80 kW (109 kW Spitzenleistung) |
Höchstgeschwindigkeit | 110 km/h |
Akkukapazität | 6,7 kWh |
Drehmoment am Rad | 900Nm |
Übersetzung | 75/19 = ca. 3,95 |
Reichweite | 25 km |
Gewichtsverteilung | 51.2 Front, 48.8 Rear |
Akkuspannung | 450 V |
Platinen | 41 |